Schlosser, Michael
Kurzbiografie
„Angst ist dein größter Gegner.“
Mehrere Male beantragte Michael Schlosser, gelernter Kfz-Mechaniker, eine Lizenz für eine eigene Autowerkstatt, doch immer lassen die Behörden ihn Scheitern.
Im Herbst 1980 bringt eine Werbeaktion des Springerverlags Michael Schlosser auf eine waghalsige Idee: Derjenige DDR-Bürger, der mit einem Hubschrauber auf dem Springerhochhaus landet, erhält eine Million D-Mark, verspricht der Verlag. Michael Schlosser ist leidenschaftlicher Kfz-Mechaniker und Tüftler. Der Traum von einer eigenen Werkstatt in Westdeutschland könnte sich durch einen einzigen Flug für ihn erfüllen. Er baut als Tarnung auf seinem Grundstück einen Hühnerstall, um in diesem sein eigenes Flugzeug ohne neugierige Blicke oder lästige Nachfragen zu konzipieren. Mit Hilfe der ostdeutschen Zeitschrift „Armeerundschau“ und durch Beobachtungen von Agrarfliegern entwirft er ein Flugzeug, ausgelegt für eine Flugweite von 18 Kilometern Luftlinie. Von einer Wiese nahe der A9 sollte das Motorflugzeug den Grenzkontrollpunkt Hirschberg (Osttühringen) überfliegen und in Rudolphstein (Nordfranken) in der Freiheit landen.
Am 28. Oktober 1983 um 08.55 Uhr statteten Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) Michael Schlosser auf dem Betriebshof des DDR-Fernsehens in Dresden, seiner Arbeitsstelle, einen Besuch ab. Sie bringen ihn in Untersuchungshaft. Zwei seiner Arbeitskollegen, denen er privat oftmals bei Autoreparaturen half, hatten ihn verraten. Ihnen fiel wohl der Hühnerstall auf, der keine Hühner beherbergte. Das Kreisgericht Dresden-Ost verurteilte ihn am 30. April 1984 wegen „Vorbereitung zum ungesetzlichen Grenzübertritt im schweren Fall“ zu vier Jahren und sechs Monaten Freiheitsentzug. Nach seiner Inhaftierung in Bautzen I, erfolgte am 24. Oktober 1984 mit Sonderdokument die Verlegung nach Karl-Marx-Stadt. Der Traum von der eigenen Kfz-Werkstatt erfüllte sich für ihn doch noch, da die Bundesrepublik ihn am 5. Dezember 1984 freikaufte. Selbst in Westdeutschland beobachtete das MfS ihn weiterhin
Im Jahr 2004 kehrte Michael Schlosser nach Sachsen zurück. Er nahm Akteneinsicht und arbeitete seine Vergangenheit auf. Heute engagiert er sich als Zeitzeuge bei Führungen in der Dresdner „Gedenkstätte Bautzner Straße“. Ein Nachbau seines Fluchtflugzeuges ist in dieser zu sehen. Auch für unseren Verein engagiert sich Michael Schlosser.
Foto: Zur Museumsnacht 2017 stand Michael Schlosser den Besuchern Rede und Antwort, als er sie über sein Fluchtvorhaben Anfang der 1980er Jahre aufklärte: Wie funktioniert das Flugzeug? Ist das schon geflogen? Wo haben sie die Teile dafür herbekommen?
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Das Lufthansa Magazin schrieb 2017 einen Bericht über Michael Schlosser. Aus diesem Text stammt das oben genannte Zitat: